
- Visum
- Impfungen
- Internetverbindung
- Zeitverschiebung
- Kosten und Lebenshaltung
- Zahlungsmittel + Banken
- Sicherheit
- Gesundheit & Versicherung
Visum
Mit dem normalen Touristenvisum darfst du bis zu 90 Tage in Brasilien bleiben – und das ganz ohne vorherigen Antrag. Du bekommst es automatisch als Stempel im Reisepass, wenn du bei der Einreise an der Passkontrolle deinen Pass vorzeigst.
Diese Aufenthaltsdauer kann einmalig im Jahr verlängert werden, sodass du insgesamt bis zu 180 Tage in Brasilien verbringen kannst. Wichtig: Zwischen den Aufenthalten müssen mindestens 90 Tage liegen. Ein klassischer „Visa-Run“ – also mal eben einen Tag aus- und wieder einreisen – funktioniert seit einigen Jahren in Brasilien nicht mehr.
Man kann auch das Touristenvisum verlängern lassen:
- Wo: Die Verlängerung beantragt man bei der Polícia Federal (gibt es in allen größeren Städten, z. B. Flughäfen oder Stadtzentren)
- Wann: Am besten spätestens ein bis zwei Wochen vor Ablauf der ersten 90 Tage
- Wie: Man füllt online ein Formular aus (SISMIGRA), zahlt eine kleine Gebühr (um die R$ 110–120) und bringt die Quittung zusammen mit Pass und Einreisestempel zum Termin
- Dauer: Meist bekommt man die Verlängerung direkt im Pass eingetragen
Wenn du länger bleiben möchtest, gibt es die Option des Digital-Nomad-Visums, das dir einen Aufenthalt von bis zu einem Jahr (mehrfach verlängerbar) ermöglicht. Mehr dazu in meinem separaten Beitrag: [Digital Nomad Visa]
Impfungen
Brasilien verlangt für die Einreise in der Regel keine Pflichtimpfungen, es sei denn, du kommst direkt aus einem Gelbfieber-Risikogebiet. Dennoch empfiehlt es sich dringend, einige Impfungen aufzufrischen oder neu machen zu lassen. Warte nicht bis eine Woche zuvor, manche Impfungen benötigen mehr als eine Injektion und bei Hepatitis muss man dazwischen bis zu 6 Wochen warten
- Standardimpfungen: Tetanus, Diphtherie, Pertussis (Keuchhusten), Polio und Masern sollten aktuell sein
- Hepatitis A und B: Sinnvoll für längere Aufenthalte
- Typhus: Empfehlenswert, wenn du auch in ländlichen Regionen unterwegs bist
- Gelbfieber: Für viele Teile Brasiliens wird die Impfung angeraten, besonders wenn du den Amazonas, Pantanal oder abgelegenere Regionen bereist. Auf für den Stadtpark in Belo Horizonte ist das z. B. eine Voraussetzung
- Tollwut: Kann für Langzeitaufenthalte oder Reisen in sehr abgelegene Gebiete sinnvoll sein.
Am besten sprichst du vor der Abreise mit einem Tropenmediziner (Gelbfieberimpfung darf nicht jeder Arzt machen) oder deinem Hausarzt, um deine individuelle Situation abzuklären.
Ich persönlich bin gegen so gut wie alles geimpft, ich habe sogar noch mehr Impfungen als hier aufgelistet. Unser Imunsystem ist eben nicht auf Südamerika optimiert. Bis auf leichtes Dengue Fieber hatte ich keine Erkrankungen.
Internetverbindung
In den Städten – und gerade im Süden – ist die Internetverbindung meist sehr gut. Selbst in kleineren Orten wie Lençóis (Bahia) oder auf Inseln wie Ilhabela kommst du problemlos online. Im Vergleich zu Deutschland kann es aber gelegentlich zu Ausfällen oder schwankender Bandbreite am späten Nachmittag und Abend kommen.
Ein Provider hatten zeitweise Routing-Probleme nach Europa, was zu Timeouts führte. In solchen Fällen lohnt es sich, auf mobile Daten auszuweichen – mit einem brasilianischen Vertrag war mein Internet immer stabil genug für Remote-Arbeit und Team-Meetings. In über drei Jahren habe ich nur zwei größere Ausfälle erlebt – beide so kurios, dass sie einen eigenen Blogpost wert sind. (kommt demnächst…)
Zeitverschiebung
Für Digital Nomaden, die für deutsche oder europäische Firmen arbeiten, ist die Zeitverschiebung ein echter Faktor.
- In der MEWZ (Winterzeit) liegt Brasilien 4 Stunden zurück.
- In der MESZ (Sommerzeit) sogar 5 Stunden.
Das heißt: Findet dein Daily in Deutschland um 10 Uhr statt, sitzt du in Brasilien bereits um 5 oder 6 Uhr am Rechner. Bei meinem letzten Kunden hatte ich Glück – das Daily wurde extra auf 11 Uhr gelegt, sodass ich nicht mitten in der Nacht aufstehen musste.
Kosten & Lebenshaltung
Essen & Trinken
Essen gehen ist in Brasilien deutlich günstiger als in Europa – selbst das Premium-Segment ist für Europäer gut leistbar. Ein komplettes Menü mit Vorspeise, zwei Steaks inklusive Beilagen, Dessert und einer Flasche Malbec aus Argentinien bekommst du im Schnitt für 100 € (~600 R$).
Die Qualität des Fleisches ist dabei enorm hoch. Selbst in günstigen Restaurants kannst du problemlos Steak bestellen – etwas, das ich in Deutschland nie machen würde. Für zwei Personen mit Getränken zahlst du dort manchmal unter 100 R$ (~15 €).
Supermarktpreise
Im Supermarkt sind die Unterschiede deutlicher:
- Importierte Waren wie Nutella, Schokolade oder Gurken sind teure Luxusgüter – oft teurer als in Deutschland.
- Wein ist leider deutlich teurer: Selbst chilenische oder argentinische Weine kosten in Brasilien rund 50 % mehr als in Europa.
- Gemüse, Obst und Fleisch aus Brasilien dagegen sind unschlagbar günstig. Premium-Rindfleisch (Ancho oder Chorizo/Rumpsteak) kostet etwa 100 R$/kg (~15 €). Einen Einkaufswagen voller frischem Gemüse und Obst habe ich schon für 85 R$ (~13 €) bekommen.
Elektronik
Elektronik ist ein eigenes Thema: Da fast alles importiert wird, fallen hohe Abgaben an (Einfuhrsteuer, IPI, ICMS). Rechne mit einem Aufschlag von 50–60 % im Vergleich zu Europa. Smartphones, Laptops oder Kameras kaufe ich deshalb immer, wenn ich in Deutschland bin.
Unterkünfte
Die Preise für Unterkünfte schwanken stark – je nach Dauer, Lage und Saison. Seit der Corona-Pandemie hat sich der brasilianische Inlandstourismus massiv verstärkt, die Nachfrage ist gestiegen und damit auch die Preise.
Beispiel: Auf Ilhabela haben wir Anfang 2023 im Januar (Hauptreisezeit) ein Airbnb für rund 7.000 R$ (~1.100 €) gemietet. Die gleiche Unterkunft zur gleichen Jahreszeit kostet heute 13.500 R$ (~2.100 €).
Wer als Digital Nomade mit vernünftigem Arbeitsplatz wohnen möchte, muss mit >1.000 € pro Monat rechnen. Einfachere Studios gibt es günstiger, aber sobald man zwei Arbeitsplätze und eine gute Lage möchte, geht es schnell ins Geld.
Dienstleistungen
Was dagegen sehr günstig ist, sind Dienstleistungen. Personalkosten haben in Brasilien ein anderes Gewicht. Ein Haarschnitt im Barbershop, eine Massage oder auch ein Arztbesuch sind deutlich billiger als in Europa.
💡 Tipp: Wenn du länger bleibst, lohnt sich oft ein Mietvertrag direkt mit Vermietern statt Airbnb. Frag in lokalen Facebook-Gruppen oder über Kontakte vor Ort – so kannst du deutlich sparen.
Zahlungsmittel & Banken
In Brasilien kannst du fast überall bequem mit Karte bezahlen – von Restaurants und Supermärkten bis hin zu kleinen Kiosken oder sogar an touristischen Strandbuden. Häufig wird dir beim Bezahlen angeboten, den Betrag in mehrere Raten zu splitten (2, 3 oder mehr Positionen). Als Tourist solltest du aber immer „crédito“ (Kreditkartenzahlung) wählen. „Débito“ setzt in der Regel ein brasilianisches Bankkonto voraus.
Bargeld wird zwar akzeptiert, ist aber nicht unbedingt beliebt – besonders bei größeren Beträgen. Oft ist es praktischer, digital zu zahlen. Ich selbst nutze fast ausschließlich Apple Pay oder Pix, sogar für Cent-Beträge. Bargeld habe ich nur dabei, wenn wir wirklich weit abseits der Zivilisation unterwegs sind – oder wenn ich jemandem auf der Straße etwas geben möchte. In solchen Fällen ist es meist besser, direkt Essen oder Getränke zu kaufen, anstatt Bargeld zu überreichen.
Pix – Brasiliens digitales Zahlungssystem
Pix ist das Instant-Payment-System der brasilianischen Zentralbank. Zahlungen laufen in Echtzeit und sind für Privatpersonen kostenlos. Inzwischen akzeptieren praktisch alle Geschäfte, Restaurants und Dienstleister Pix – und oft gibt es sogar Rabatte, wenn du per Pix zahlst.
- Wie funktioniert’s?
Du scannst einen QR-Code oder gibst eine Pix-Key (z. B. Telefonnummer, E-Mail oder CPF-Nummer) ein, tippst den Betrag ein und das Geld ist sofort beim Empfänger. - Kann man Pix als Tourist nutzen?
Direkt nicht – Pix ist an ein brasilianisches Bankkonto oder FinTech-Konto gekoppelt, und dafür brauchst du eine CPF. Für längere Aufenthalte lohnt es sich also, ein Konto bei einer brasilianischen Bank oder einer Online-Bank wie Nubank zu eröffnen. Geld kannst du dann z. B. bequem mit Wise nach Brasilien überweisen.
💡 Tipp:
Für kurze Aufenthalte reicht deine Kreditkarte völlig aus. Wenn du aber länger in Brasilien bleibst, ist ein eigenes Konto mit Pix-Zugang extrem praktisch – und spart dir bei vielen Käufen bares Geld.
Wie man an eine CPF kommt, siehe mein Beitrag dazu Ohne CPF (Cadastro de Pessoas Físicas) geht nichts
Sicherheit
Brasilien hat den Ruf, gefährlich zu sein – und ja, es gibt Gegenden, in denen man vorsichtig sein muss. Mit gesundem Menschenverstand und ein paar Grundregeln kannst du dich aber sehr sicher bewegen.
- Favelas meiden: Besonders in Rio de Janeiro und Salvador solltest du Favelas nicht betreten. Dort haben Banden das Sagen, und Besucher sind nicht willkommen. In Google Maps erkennst du solche Gegenden oft daran, dass keine Straßen eingezeichnet sind. Das ist kein Zufall: Niemand traut sich mit Kamera oder Auto hinein.
- Im Auto vorsichtig sein: In Großstädten gilt: Türen verriegeln, Fenster geschlossen halten und deine Route vorher planen. Verlasse dich nicht blind auf dein Navi – das kann dich in Viertel führen, die du besser meidest.
- Nachts sicher unterwegs: Wenn du die Gegend nicht kennst, solltest du nachts nicht zu Fuß unterwegs sein. Zum Glück sind Uber und Taxis sehr günstig. Falls dich ein Fahrer nicht an dein Ziel bringen möchte, ist das oft ein Warnsignal, dass die Gegend nicht sicher ist.
- Anzeichen für unsichere Gegenden: Hohe Mauern mit Stacheldraht oder Elektrozäunen sind ein klares Indiz dafür, dass du vorsichtig sein solltest.
- Keine Wertsachen offen zeigen: Schmuck, Kameras oder Smartphones solltest du weder am Strand noch auf der Straße sichtbar tragen. Auch im Restaurant oder in einer Strandbar – besonders wenn du nahe der Straße sitzt – gehören Handys und Wertgegenstände nicht offen auf den Tisch.
- Überfall-Situation: Sollte es trotz Vorsicht einmal zu einem Überfall kommen, niemals wehren. Täter sind oft bewaffnet oder unter Drogen. Am besten ruhig bleiben und die Situation schnell hinter dich bringen.
Meine Erfahrung
In all den Jahren in Brasilien hatte ich nie Probleme – keine Überfälle, keine Diebstähle. Meine Freundin hat ein sehr gutes Gespür für Gefahrensituationen, und wir haben uns immer an die Grundregeln gehalten. Ein Freund von uns war allerdings zur Karnevalszeit in Rio: Kaum waren wir aus dem Taxi ausgestiegen, war sein Smartphone innerhalb von 10 Sekunden verschwunden.
Ein weiterer Tipp: Überlege dir gut, wem du dein Smartphone zum Fotografieren gibst – nicht jeder bringt es dir zuverlässig zurück.
Fazit
Der Ruf Brasiliens als extrem gefährliches Land ist aus meiner Sicht übertrieben. Wenn du bestimmte Gegenden meidest, aufmerksam bist und dich vorbereitest, kannst du dich sehr wohl fühlen. Und vergiss nicht: Frag ruhig dein Airbnb-Host oder dein Hotelpersonal nach Tipps – Brasilianer sind unglaublich hilfsbereit und freundlich.
💡 Tipp: Verhalte dich so unauffällig wie möglich. Keine Wertgegenstände offen tragen, keine riskanten Wege gehen – und nutze die Hilfe der Locals, wenn du unsicher bist.
Gesundheit & Versicherung
Ob du für Brasilien eine zusätzliche Krankenversicherung brauchst, hängt von deiner Aufenthaltsdauer und deiner bestehenden Versicherung ab. Am besten klärst du vorab direkt mit deiner Krankenkasse oder Versicherung, ob Auslandsschutz enthalten ist und wie lange er gilt. Für das Digital Nomad Visa ist das auch ein wichtiger Punkt.
- Gesetzliche Krankenversicherung (Deutschland): Deckt Brasilien in der Regel nicht ab. Für kurze Aufenthalte lohnt sich daher eine Reisekrankenversicherung.
- Längere Aufenthalte: Hier solltest du über eine internationale Krankenversicherung oder eine spezielle Zusatzversicherung nachdenken.
Medizinische Versorgung
Meine Erfahrung: Ich war mit allen Ärzten in Brasilien zufrieden. Die Ausstattung der Kliniken und Ärztehäuser hat mich sogar positiv überrascht – gerade in den größeren Städten ist die Qualität sehr hoch.
In ländlichen Regionen ist die Versorgung teilweise eingeschränkt, aber insgesamt ist das Gesundheitssystem besser, als viele denken.
Sprachbarriere
Ein Punkt, auf den man vorbereitet sein sollte: Die wenigsten Ärzte sprechen Englisch – Deutsch schon gar nicht.
Falls du medizinische Hilfe benötigst:
- Frage direkt nach, ob der Arzt Englisch spricht.
- Falls nicht, kannst du zur Not mit Übersetzungs-Apps arbeiten – allerdings ist das mühsam und in ernsten Situationen nicht ideal.
💡 Tipp: Lade dir vorab die wichtigsten medizinischen Vokabeln und Sätze auf Portugiesisch aufs Handy (oder leg dir ein kleines Vokabelheft an). Damit kommst du im Ernstfall schneller ans Ziel.
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