
Für unsere Reise in die Chapada dos Veadeiros haben wir Alto Paraíso de Goiás als Base-Camp gewählt. Eine kleine Stadt, fast schon ein Dorf, das wie ein Tor zu den vielen Wasserfällen und Wanderungen in der Region wirkt. In den nächsten Beiträgen erzähle ich mehr über die einzelnen Wasserfälle – hier geht es erst einmal um den Ort selbst, der für uns Ausgangspunkt und Rückzugsort war.
Natur & Vogelwelt – direkt vor der Haustür
Was mich sofort begeistert hat: Die Natur ist nicht nur „draußen“ in den Nationalpark-Trails sichtbar, sondern direkt in der Stadt. Oft flog eine Gruppe bunter Araras über die Dächer, ihre Rufe hallten weit. Wir hatten unsere Unterkunft etwas außerhalb am Stadtrand – dort saßen Tucanos und Araras in den Bäumen im Garten, lauthals miteinander „plaudernd“. Manchmal waren sie so laut, dass ich während meiner Online-Meetings das Mikrofon auf stumm schalten musste.
Besonders faszinierend: In der Region lebt auch der Mähnenwolf (Lobo-Guará) – ein hochbeiniger, eleganter Wildhund, der nachts bis an die Stadtgrenzen streift. Leider haben wir selbst keinen gesehen, aber schon allein die Vorstellung, dass diese Tiere so nah sind, macht die Natur von Alto Paraíso noch wilder.

Besonders beeindruckend sind in dieser Region auch die Ipê-Bäume, die je nach Art gelb, rosa oder kräftig lila blühen. In Alto Paraíso haben wir einen riesigen Ipê-Roxo gesehen, der komplett mit leuchtenden Blüten bedeckt war – ein Anblick, den man so schnell nicht vergisst. Die Ipês sind typische Bäume des Cerrado und blühen meist in der Trockenzeit, wenn die Landschaft ansonsten eher karg wirkt. Genau dann leuchten sie umso mehr und sind für viele Brasilianer ein Symbol für Schönheit und Widerstandskraft der Natur.
Die besondere Atmosphäre von Alto Paraíso
Die Stadt hat eine ganz eigene Mischung. Tagsüber ist es ruhig, fast verschlafen. Abends konzentriert sich das Leben auf eine lange Hauptstraße: Restaurants, kleine Bars, Mystik-Shops, Boutiquen und Leute, die Tarotkarten legen. Es wirkt, als käme hier die ganze Welt zusammen – Hippies, Mystiker, Backpacker, Einheimische.
Überall stößt man auf Kristalle. Sie liegen in den Läden, hängen als Schmuck oder stehen als große Brocken dekorativ vor den Geschäften. Aber nicht nur dort: Auch draußen in der Natur blitzen sie beim Wandern am Wegesrand oder in Felsen hervor. Manche glauben, die Steine hätten Heilkräfte oder geben der Region eine besondere Energie. Andere erzählen, die Kristallformationen seien sogar aus dem All sichtbar – schöne Geschichten, aber wohl eher Mythos.


„Neben den vielen kleinen Läden gibt es auch einen kleinen Wochenmarkt – nicht groß, aber mit viel Charme. Dort findet man regionale Produkte, Kunsthandwerk und manchmal auch Live-Musik. Ein schöner Ort, um mit Einheimischen oder anderen Toursiten ins Gespräch zu kommen
Lustig fand ich auch, dass Alto Paraíso auf fast derselben Breite wie Machu Picchu liegt (dem „Paralelo 14“). Viele sehen darin ein Zeichen mystischer Verbindung. Für mich persönlich ist es reiner Zufall – aber einer, der gut zur geheimnisvollen Stimmung passt, die über der Stadt liegt.
Meine Tipps für Alto Paraíso
- Base-Camp für die Chapada
Für mich war Alto Paraíso perfekt, um Touren in alle Richtungen zu starten. Fast jeder große Wasserfall ist von hier aus erreichbar – mal einfacher, mal über sehr abenteuerliche Straßen. - Einkäufe vorher erledigen
Die Supermärkte sind ok, aber nicht besonders gut ausgestattet. Wer Wert auf bestimmte Dinge legt (z. B. gutes Olivenöl, Tabasco, spezielle Gewürze), sollte diese lieber vorher in einer größeren Stadt kaufen. - Beste Reisezeit
Wir waren im April/Mai dort – genau am Übergang von Regen- zu Trockenzeit. Die eigentliche Trockenzeit dauert von Mai bis September. In dieser Zeit sind fast alle Wasserfälle zugänglich und die Wege sicher. In der Regenzeit (Oktober bis April) sind die Wasserfälle zwar eindrucksvoller, aber viele Strecken werden gesperrt oder sind schlicht zu gefährlich. - Guides & Anfahrt
Manche Wasserfälle erreicht man problemlos alleine, andere sind abgelegen. Wir haben bei einigen Touren einen Guide mitgenommen – praktisch nicht nur wegen der Orientierung, sondern auch, um mehr über Flora und Fauna zu erfahren. Mit eigenem Auto waren wir flexibel, haben die Guides einfach eingesammelt und sind los. Aber Achtung: Die Straßen sind heftig – Schlaglöcher, steile Anstiege, tiefe Pfützen. Ohne ein halbwegs geländegängiges Auto wird’s schwierig. Unser VW Taos war ausreichend. Ich war aber mehr als einmal naßgeschitzt vor Anspannung
Fazit
Alto Paraíso de Goiás ist für mich kein klassisches Rollkoffer-Touristenziel, sondern ein Ort, an dem Natur, Mystik, Alltag und Abenteuer verschmelzen.
Wer Wandern und Natur liebt, der MUSS diesen Ort erleben. Und wer kann, bringt viel Zeit mit – nicht nur für die Wasserfälle und Trails, sondern auch, um einfach mal die Seele baumeln zu lassen. Sonntagsnachmittags in einem Restaurant mitten in der Natur sitzen, ein Glas Wein trinken, entspannen und später den Sonnenuntergang anschauen – das gehört genauso dazu wie jede Wanderung.
Für uns war Alto Paraíso einer der schönsten Plätze in Brasilien, und wir werden mit Sicherheit wiederkommen. Sechs Wochen reichen bei weitem nicht aus, um alles zu sehen.

