Wenn man als Ausländer in Brasilien unterwegs ist, dauert es nicht lange, bis man das Wort „Gringo“ hört. Für viele klingt es im ersten Moment abwertend – in Filmen oder im Ausland wird es oft als Schimpfwort dargestellt. Doch in Brasilien hat „Gringo“ eine ganz andere Bedeutung. (meine Erfahrung)

Was bedeutet eigentlich „Gringo“?
Das Wort „Gringo“ tauchte bereits im 18. Jahrhundert in Spanien auf. Es bezeichnete zunächst einfach Fremde oder Menschen, die die Sprache nicht richtig beherrschten. Sprachforscher führen es auf das spanische Wort griego (Griechisch) zurück – also auf etwas Unverständliches.
Ein schönes Beispiel ist die englische Redewendung “It’s all Greek to me” – wörtlich: „Das ist alles Griechisch für mich“ –, die bedeutet: „Ich verstehe gar nichts“. Im Deutschen gibt es eine ganz ähnliche Wendung, nur mit einer anderen Sprache: „Das kommt mir Spanisch vor“. Beide Redensarten meinen letztlich das Gleiche: etwas wirkt fremd oder schwer verständlich.
Über die Jahrhunderte wanderte der Begriff „Gringo“ nach Lateinamerika und bekam dort neue Bedeutungen. In Mexiko etwa wurde er vor allem für US-Amerikaner verwendet, während er in anderen Ländern schlicht „Ausländer“ meint – mal neutral, mal scherzhaft oder auch spöttisch.
Was bedeutet „Gringo“ in Brasilien?
In Brasilien bezeichnet man mit „Gringo“ meistens einfach jemanden, der nicht von hier ist. Speziell benutzt für US-Amerikaner, Kanadier und Europäer – wir alle sind für die Brasilianer Gringos.
Das Überraschende: Statt Ablehnung schwingt dabei oft meist Sympathie mit. Viele Brasilianer sind neugierig, offen und super hilfsbereit. „Gringo“ kann hier also durchaus positiv gemeint sein – fast schon ein freundlicher Spitzname für alle, die das Abenteuer Brasilien suchen. Brasilianer lieben Gringos!
Typische Situationen im Alltag
Ein Klassiker: Du bestellst etwas auf dem Markt, kämpfst mit deinem 3 Wörtern Portugiesisch, und jemand sagt mit einem Lächeln:
„Ahh, Gringo não fala português? Você precisa de ajuda?“
(„Ah, Gringo spricht kein Portugiesisch? Brauchst du Hilfe?“)
Die Brasilianer sehen sofort, dass du Ausländer bist – aber anstatt dich auszuschließen, wollen sie dir immer helfen. Und obwohl sie wissen, dass du die Sprache nicht beherrschst, antworten sie dir trotzdem auf Portugiesisch. Nicht aus Bosheit, sondern weil sie davon ausgehen: So lernst du am besten und ehrlich gesagt, in Brasilien sprechen ganz wenige Menschen Englisch.
Positiv statt negativ
Während „Gringo“ in manchen Ländern fast wie ein Schimpfwort klingt, ist es in Brasilien meistens ein freundlicher Stempel:
- Man erkennt dich als Ausländer.
- Gleichzeitig zeigt man dir aber auch Sympathie.
- Viele Brasilianer sind stolz darauf, dass Reisende ihr Land entdecken.
Dscherman

Unser Guide Loro im Vale do Pati hatte gleich zu Beginn einen Spitznamen für mich: „Dscherman“.
Es hat bestimmt zwei Tage gedauert, bis ich verstanden habe, dass damit tatsächlich ich gemeint war – abgeleitet von German.
Trotz Sprachbarrieren haben wir uns großartig verstanden. Mit Händen, Füßen, Lachen und ein paar Brocken Portugiesisch klappte die Kommunikation erstaunlich gut. Am Ende der vier Tage waren wir nicht nur Wandergefährten, sondern fast schon Freunde – „Topi“ verstanden, wie Loro so schön sagt.
Mein Fazit
Nach ein paar Jahren in Brasilien habe ich gelernt: Wenn dich jemand „Gringo“ nennt, ist das hier kein Problem – sondern oft sogar ein Türöffner. Es bedeutet: Du bist nicht von hier, aber herzlich willkommen.