João Pessoa – der Norden von Cabedelo bis Lucena

Blick von der Kirche Nossa Senhora da Guia über die Shrimp Farm von Lucena bis zum Atlantik
Von der Kirche aus hat man einen weiten Blick über die Shrimp Farm und das Meer

Einleitung

Wenn man länger an einem Ort bleibt, passiert es schnell: man denkt, man hat ja noch genug Zeit, um die Gegend zu erkunden – und schiebt Ausflüge immer wieder vor sich her. Am Ende beginnt man kurz vor der Abreise, jedes Wochenende und manchmal sogar die Wochentage zu verplanen, weil man doch noch alles sehen möchte.

Mein Tipp

Wer länger an einem Ort lebt, sollte sich feste Ziele setzen und Ausflüge direkt im Kalender eintragen. Besonders bei Bootstouren ist das wichtig, denn hier spielt nicht nur das Wetter, sondern auch die Mondphasen eine Rolle. In João Pessoa gibt es mehrere Touren zu den Piscinas Naturais (natürliche Pools). Diese sind allerdings nur bei Ebbe zugänglich – bei Flut ist das Wasser zu hoch und die Strömung zu stark.

Ein Freund aus Frankfurt (mein lieber Arne) hatte uns besucht – und genau in dieser Woche fiel die Ebbe leider nicht auf den Mittag. Dann gab es eben Buggy-Tour anstelle Boots-Tour. Dafür hatten unsere brasilianischen Freunde und die Familie mehr Glück: bei ihrem Besuch passte der Zeitpunkt perfekt.

Freunde zu Besuch sind sowieso ein guter Anlass, die Umgebung gemeinsam zu entdecken. Dieses Mal haben wir eine Buggy-Tour in den Norden von João Pessoa gemacht. Die Strecke führte uns von Cabedelo mit der Fähre nach Costinha, weiter über Nossa Senhora da Guia bis nach Lucena. Zuvor hatte Lili und ich die Landzunge mit dem Fahrrad erkundet – bis ganz hinauf zum Praça do Pôr do Sol, wo man den Sonnenuntergang direkt am Meer erleben kann.


Tierwelt

In João Pessoa legen regelmäßig Schildkröten am Strand ihre Eier ab. Die Nester werden von freiwilligen Naturschützern und der Stadt abgesperrt, damit die Jungtiere ungestört schlüpfen und ihren Weg ins Meer finden. Ein echtes Naturerlebnis, wenn man zur richtigen Zeit dort ist.

Nahaufnahme eines gelben Strandkrebses im Sand bei João Pessoa

Bekannt ist die Region außerdem für das Projeto Peixe-Boi (Seekuh-Schutzprojekt) bei Barra de Mamanguape. Dort kann man die friedlichen Tiere beobachten – noch beeindruckender ist es aber in São Miguel dos Milagres, rund sieben Autostunden südlich. (Dazu folgt ein eigener Beitrag.)

Leider habe ich keine Bilder der Schildkröten oder Peixe-Bois, dafür ist mir ein kleiner gelber Freund am Strand über den Weg gelaufen.

Buggy-Tour

Weißer Buggy mit zwei Personen zwischen endlosen Reihen von Palmen während einer Tour bei Lucena, nördlich von João Pessoa

João Pessoa ist berühmt für seine Buggy-Touren. Man sieht die Fahrzeuge oft durch die Stadt rollen – beladen mit Touristen auf dem Weg zu den Stränden mit teils Lauter Musik und Alkohol am Start. Wer hier ist, sollte unbedingt eine Nord- und eine Südtour einplanen. So entdeckt man viele Strände ganz entspannt, ohne selbst fahren zu müssen.

Ein weiterer Vorteil: Da man nicht selbst am Steuer sitzt, kann man den einen oder anderen Caipirinha am Strand genießen 🍹

Achtung: In Brasilien gilt ein striktes 0,0 Promille-Limit. Selbst kleinste Mengen Alkohol können bei einer Polizeikontrolle Probleme machen. Gerade zu Feiertagen/Ferienzeit wird verstärkt kontrolliert. Daher lieber fahren lassen.

Igreja Nossa Senhora da Guia – Zeugin aus der Kolonialzeit

Barockkirche Nossa Senhora da Guia mit heller Fassade und Steinportal auf einem Hügel bei Lucena, nördlich von João Pessoa
Die barocke Kirche Nossa Senhora da Guia in Lucena – eines der ältesten Gotteshäuser an der Küste von Paraíba

Etwa 30 Kilometer nördlich von João Pessoa, in der kleinen Gemeinde Lucena, liegt die Kirche Nossa Senhora da Guia – eine der ältesten barocken Kirchen an der Küste von Paraíba. Sie wurde im 18. Jahrhundert von den Karmeliten erbaut und thront auf einem Hügel mit weitem Blick über die Flussmündung und den Atlantik. Der Ort war damals nicht zufällig gewählt: Von hier oben konnte man das Meer und die vorbeifahrenden Schiffe gut beobachten.

Piratengeschichten

Unser Tourguide erzählte uns, dass die Portugiesen diesen Aussichtspunkt einst nutzten, um Piraten frühzeitig zu entdecken, die sich von der Küste näherten. Ob das wirklich stimmt, lässt sich heute schwer sagen – aber die Vorstellung passt perfekt zu der Atmosphäre des Ortes. Zwischen der alten Steinmauer, dem Wind, der vom Meer heraufzieht, und dem Blick über die Weite des Atlantiks kann man sich solche Szenen durchaus lebhaft vorstellen.

Interessant ist auch der Name selbst: Nossa Senhora bedeutet wörtlich „Unsere Liebe Frau“ und steht in Brasilien für die Jungfrau Maria. Fast in jeder Stadt gibt es eine Kirche, die diesen Namen trägt – etwa Nossa Senhora da Conceição oder Nossa Senhora das Neves. Im Alltag hört man den Ausdruck aber auch ganz anders: Brasilianer sagen oft „Nossa Senhora!“, ähnlich wie wir „Oh mein Gott!“ oder „Unglaublich!“ rufen würden. Eine dieser kleinen sprachlichen Eigenheiten, die man erst versteht, wenn man hier lebt.

Im Inneren überrascht die Kirche mit einem kunstvoll gearbeiteten Steinaltar, der vollständig aus hellem Kalkstein besteht. Direkt gegenüber liegt ein kleiner Friedhof mit kunstvoll gestalteten Steingräbern, einem hohen Holzkreuz und bunten, meist künstlichen Blumen – ein Ort, der mich sofort an Piratenfilme und ein wenig auch an Tomb Raider erinnert.

Von der Fähre bis zur Kirche

Fähre über die Flussmündung des Rio Paraíba zwischen Cabedelo und Lucena mit Fahrzeugen an Bord

Unser Tourguide holte uns Zuhause in João Pessoa ab. Von dort ging es mit dem Buggy entlang der Strände bis zur Fähre, die über die Flussmündung nach Lucena übersetzt. Die kurze Überfahrt ist schon ein Erlebnis für sich – Meerblick, Wind und ein bisschen Abenteuergefühl inklusive.

Auf der anderen Seite führt die Strecke weiter zur Kirche Nossa Senhora da Guia, die auf einem Hügel über der Landschaft thront. Nach dem Besuch geht es bis zur Praia do Miriri, wo Süßwasser auf Salzwasser trifft. Man spürt hier deutlich, wie stark die Strömung ist – schwimmen sollte man an dieser Stelle lieber nicht.

Buggy steht am Strand, während der Kellner einer Strandbar die Bestellung direkt ans Fahrzeug aufnimmt
Bestellen im Buggy – Strandservice auf brasilianische Art – Drive-Thru João Pessoa Style

Auf dem Rückweg machten wir einen Lunch-Stop an der Praia de Lucena, einem ruhigen Strand mit einfachen Bars und frisch gegrilltem Fisch. Danach ging es mit dem Buggy über den Strand zurück. Ein perfekter Abschluss eines Tages voller Sonne, Wind und brasilianischer Lebensfreude.


Fazit

Im Norden von João Pessoa kann man die ausgedehnten Palmenplantagen und die historische Kirche Nossa Senhora da Guia besichtigen. Auch die Strände sind sehr schön, ruhig und weitläufig – allerdings können sie mit den spektakulären Buchten im Süden der Stadt bei weitem nicht mithalten.

Die Tour mit dem Buggy und unseren Freunden war trotzdem ein tolles Erlebnis. Man bekommt einen Einblick in das einfache Leben außerhalb der Stadt, spürt den Wind, riecht das Meer und erlebt einen Tag, der typisch für den Nordosten Brasiliens ist – entspannt, herzlich und voller kleiner Entdeckungen.

Im nächsten Beitrag, dem dritten Teil der João-Pessoa-Reihe, geht es dann weiter in den Süden – zu den Stränden, die zu den schönsten der ganzen Region zählen. 🌴

👉 Dies ist Teil 2 der João Pessoa-Reihe. Entdecke auch die anderen Beiträge

Hat dir dieser Beitrag gefallen?

Ich freue mich über jedes Feedback – gerne auch über Kritik 😉
Wie kann ich meine Beiträge noch verbessern? Suchst du hier nach Informationen über João Pessoa oder planst du vielleicht gerade eine Reise dorthin?
Schreib mir einfach – ich lese alles und nehme euer Feedback gerne in zukünftige (und auch frühere) Beiträge mit auf.

Nach oben scrollen